Thursday, April 9, 2015

Israelit 27. August 1936 Seite 10


Text within a childrens story that contains something about the Kever of Raw Nachum Sofer.
found in
http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/






Die Flaschenhütt’n

…. Tachau.
Dieser Ort hat nach dem Weltkriege besondere
Bedeutung erlangt, nachdem es jüdischen Flüchtlin-
gen gelungen ist, die alte Synagoge zu renovieren
und das Grabmal des 5575 verschiedenen frommen
und gelehrten Rabbi Nachum ben Josef Sofer s. A.
freizulegen, das eine von ihm selbst verfasste Auf-
schrift enthält.
Selten mag jemand diese Worte lesen, ohne dass
sie ihm ans Herz greifen. Besonders in Zeiten der
Not und Bedrängnis und vor allem im Monat Elul,
der Wende des Jahres, wo sich der Blick eines jeden
Juden prüfend in seine eigene Vergangenheit und
zagend in die ihm verhüllte Zukunft richtet, da dünkt
es ihm, als ob sich eine heilige Stimme aus Grabes-
tiefe gerade zu ihm persönlich mahnend und war-
nend wende, wenn er die Worte des längst Ent-
schlafenen auf sich wirken lässt:
„ Dies sind die letzten Worte an
meine Brüder, die Frommen und Ver-
ständigen, die in tiefer Finsternis sit-
zen: Suchet das Licht der Hilfe und
beuget euer verstocktes Herz, kehrt
euch ab von Vergehen und Schuld.“
Unter den Fremden, die sich auf dem Tachauer
Friedhof um das Grab des R. Nachum Sofer schar-
ten, befand sich an einem Augusttage auch ein Ame-
rikaner. Wiederholt liess er sich von seinem Führer
erzählen, was ihm aus der Geschichte der Gemeinde
Tachau bekannt war, wiederholt die Grabschrift vor-
lesen und übersetzen. Immer wieder schüttelte er
das Haupt, dachte nach und stellte Fragen, deren
Beantwortung ihn nicht zu befriedigen schienen. End-
lich sagte er:
„Hat die Gemeinde einen Rabbiner, der in Böh-
men geboren ist?“
„Das ist wohl der Fall,“ antwortet der Mann,
„und jetzt gerade weilt ein junger Rabbiner, der aus
der Gegend stammt, hier auf Besuch bei seinen Ver-
wandten.“
„Bitte, führen Sie mich zu ihm.“
Der Amerikaner taf den jungen Gelehrten an
und erbat sich nach gegenseitiger Vorstellung eine
kurze Unterredung, die ihm bereitwilligst gewährt
wurde.
„Ich entstamme einer polnischen Familie,“ be-
gann der Fremde, „die vom Geschick durch viele
Länder geführt und schliesslich in alle Winde zer-
streut wurde. Vorübergehend wohnte sie auch in
der weiteren Umgebung Marienbads. Nur unser Ur-
grossvater blieb hier, aber es ist uns nicht so viel
Tatsächliches aus seinem Leben erhalten geblieben,
als erforderlich ist, sein Grab aufzufinden  oder auch
nur seine letzten Lebensjahre aufzuhellen. Er war ein
Sofer, ein frommer, stiller Mann, und als ich hier
vor dem Grabe des R. Nachum Sofer stand, dachte
ich im ersten Augenblick, ob das nicht mein Ahne
wäre. Aber der Name stimmt nicht, und auch die
Jahreszahl kann nicht stimmen. Sind Sie, Herr Rab-
biner Steidler, vielleicht in der Lage, das Dunkel
einigermassen zu erhellen?“
….


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